Mathilde-Jacob-Platz

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»Wer war Mathilde Jacob?« wird sich mancher fragen, der in Moabit am Rathaus Tiergarten vorbeigeht und das Schild auf dem Platz vor dem Rathaus erblickt. Die 1873 geborene Mathilde Jacob, die auf der Altonaer Straße im Hansaviertel wohnte, war ab 1913 die Sekretärin Rosa Luxemburgs. Nach deren Inhaftierung besuchte sie Rosa Luxemburg im Gefängnis, schmuggelte Briefe und politische Texte – so auch Luxemburgs Manuskript »Die Krise der Sozialdemokratie« aus dem Gefängnis und hinein, und wurde schließlich eine enge Freundin der Pazifistin. Viel Wissenswertes zu Mathilde Jacob und dem Verhältnis der beiden Frauen hat Heinz Knobloch in seinem lesenswerten Buch »Meine liebste Mathilde« niedergelegt.

mathilde-jacob-platz2_galleryIm Juni 1995 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung des damaligen Bezirks Tiergarten gegen der erbitterten Widerstand der CDU, den Rathausvorplatz nach Mathilde Jacob zu benennen. Nachdem ein Antrag der CDU auf Rückbenennung des Platzes im Mai 1996 gescheitert war, startete sie im Juli 1996 ein Bürgerbegehren gegen die Umbenennung, das jedoch nicht die nötige Anzahl Stimmen zusammenbrachte. Seit dem 7.2.1997 ist die Umbenennung nun definitiv und amtlich, was durch die im gleichen Jahr eingeweihte Gedenktafel am Rathaus unterstrichen wird. Die Adresse des Rathauses lautet seitdem »Mathilde-Jacob-Platz 1«. Weil es seit der Bezirksreform, das dem heutigen Bezirk Mitte gleich drei Rathäuser bescherte, der Amtssitz des Bürgermeisters vom Mitte ist, müssen nun auch Bürgermeister der CDU-Fraktion mit dieser Adresse Vorlieb nehmen.

Der Vorplatz des Rathauses Tiergarten, der einst ein schnöder Parkplatz war, wurde zum März 2000 neu gestaltet. Links und rechts Grünflächen, davor schwarze Granitblöcke als halbrunde Sitzbänke, dazwischen Zierkirschen auf Kleinpflaster, die im Frühling kurz aber heftig rosa blühen.

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Ein wirklich schöner Platz ist er auch nach der Umgestaltung nicht geworden, was sehr wahrscheinlich auch an dem klotzig grauen Rathaus liegt, das hier den Blick auf eine der schönsten Markthallen Berlins, die Arminiushalle, versperrt. Was manche dazu bewegt, einen Abriss des Rathauses zu fordern – eine zwar nachvollziehbare aber leider auch allzu illusorische Forderung. Allerdings: der Palast der Republik wurde auch abgerissen, warum nicht auch dieser scheußliche Bau aus der Zeit des Nationalsozialismus?


Mathilde-Jacob-Platz 1, Moabit, 10551 Berlin
www.berlin.de/ba-mitte

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